6. Etappe: Salerano - Vado (230 km)

Salerano - Sant'Angelo - Pavia - Castéggio - Voghera - Tortona - Serravalle - Arquata - Busalla - Passo dei Giovi - Genua - Arenzano - Varazze - Savona - Vado

So früh wie an diesem Tag breche ich an keinem anderen Tag auf. Mit dem ersten Schimmer des Tageslichts flüchte ich vor den Stechmücken!

Da ich am letzten Abend etwas in die Irre gefahren bin, muss ich jetzt wieder auf die eigentliche Strecke (nach Pavia) zurück. Zu meiner großen Freude ist die Bundesstraße (Samstag früh) nicht allzu sehr befahren und ich bin recht rasch in Pavia. Dort rolle ich wieder durch die Altstadt und betreibe das Sight Seeing wie üblich hoch zu Roß.

Abseits der Fremdenverkehrsgebiete gibt es in Italien an Samstagen keine frischen Lebensmittel. Doch was mir sehr positiv auffällt ist die Herzlichkeit der Norditaliener, die auch zu jemandem der nur wenige Bruchstücke italienisch versteht überaus freundlich sind!

Auch bin ich wieder einmal bin total begeistert von der Präzision mit der in Norditalien Straßen beschildert werden. Selbst in der Innenstadt steht an jeder Kreuzung von kleinen Gassen ein Schild in der Art "links Genua, rechts Mailand". So finde ich ohne jede Probleme aus dem Stadtzentrum direkt zur Bundesstraße nach Genua. Deise heißt auch "Via Giovi", wohl nach dem Pass kurz vor Genua. Da es einerseits eine parallele Autobahn gibt und andererseits am Samstag Italien kollektiv geschlossen hat, ist kaum Verkehr und ich habe eine wunderschöne Fahrt nach Genua.

Diese Route ist die einzige Möglichkeit an die Riviera vorzustoßen, ohne riesige Gebirge passieren zu müssen. Einzig den Passo dei Giovi (472m) gilt es zu überwinden.

Was mich besonders fasziniert: In jeder Ortschaft gibt es einen Fußgängerübergang mit Ampelschaltung. Bedarfsampeln scheinen unbekannt zu sein! Die Disziplin der Norditaliener sprengt meine Vorstellungskraft. Obwohl (in der Mittagshitze) weit und breit kein einziger Fußgänger zu sehen ist, bleiben alle Autofahrer und selbst Mopedfahrer geduldig vor den verlassenen Zebrastreifen stehen und warten auf die nächste Grünphase.

Was ich nicht wusste, gleich hinter der Passhöhe beginnt praktisch bereits Genua! Zumindest ist die Straße von hier an durchgehend mit Häusern gesäumt.

Eigentlich wollte ich ja gar nicht nach Genua hineinfahren, doch obwohl die Straße eigentlich westlich von Genua in die Küstenstraße münden sollte, schaffe ich es am Ostende von Genua zu landen. Daher fahre ich insgesamt wohl gut eineinhalb Stunden durch Genua! Wobei ich lange brauche bis ich endlich ans Meer vorstoße, da ein Großteil der Küste durch Industriegebiete und Hafenanlagen unzuzgänglich ist.

Im Stadtzentrum von Genua steige ich doch tatsächlich mal von meinem Rad, wechsle meine Radschuhe gegen "Hauspatschen" und schiebe das Rad durch die Fußgängerzonen der Altstadt. Hier haben fast alle Geschäfte geöffnet.

Schließlich gelingt es mir doch noch ans Meer vorzustoßen! Ich bin hin und her gerissen, ob ich auf der Uferpromenade oder auf der vielspurigen Küstenstraße fahren soll und probiere beides aus.

Nachdem ich Genua hinter mir gelassen habe, stelle ich mit Freude fest, dass der Verkehr nicht ganz so schlimm wie befürchtet ist. Nur die Ortsdurchfahrten sind jedes mal ein einziger, riesiger Stau, den ich aber in Fahrradkuriermanier passiere.

In Vado gibt es laut meiner Karte mehrere Campingplätze. Einen davon fahre ich an und er ist (wie auch alle anderen Campingplätze in Italien) restlos ausgebucht. Nach einigem hin und her bekomme ich einen Schlafplatz in einem Schuppen ...