Torbole - Riva del Garda - Salo - Castenédolo - Ghedi - Manérbio - San Páolo - Orzinuovi - Soncino - Crema - Lodi - Lodi Véchio - Salerano
Es ist noch sehr früh, als ich mich von meinem überaus harten Nachtlager erhebe. Zunächst mal rolle ich gerade mal 2 km nach Riva del Garda. Dort mache ich wieder eine meiner berüchtigten Stadtbesichtigungen ohne von meinem Rad abzusteigen ...
Und dann geht es die Straße Nr. 45 am Westufer des Gardasees entlang. Doch kaum verlasse ich Riva, stoße ich auf das von Radfahrern meistgehasste Schild: "Autobahn". Zusätzlich steht auch noch ein "Radfahren verboten"-Tafel in der Gegend rum. Das Studium meiner Straßenkarte (ich bin einstweilen auf der 4. von insgesamt 6) zeigt, es gibt keine Alternative. Der Grund für das Fahrverbot ist mir auch klar, denn keine 50 Meter weiter verschwindet die Straße in einem (schwach beleuchteten) Tunnel. Und in Tunneln sind Radfahrer selten gerne gesehen. Eigentlich müsste es auch noch eine alte Küstenstraße (mit vermutlich kürzeren Tunneln) geben. Daher mache ich mich auf die Suche nach dieser, finde sie auch, aber sie ist mit Gittern komplett abgesperrt. Nach längerem hin und her entschließe ich mich, dann doch die "Autobahn" zu nehmen. (Diese Autobahn war so ziemlich das miesest ausgebaute Straßenstück, das ich in Italien befahren habe!)
Das was ich für einen schlecht beleuchteten Tunnel gehalten habe, stellt sich Laufe der Fahrt als der mit Abstand am Besten beleuchtet gewesene Tunnel heraus ... Es beginnt eine abenteuerliche, gut 40km lange Fahrt auf der Uferstraße. Einige Tunnel sind mehrere Kilometer lang, und es gibt in den Tunneln zahlreiche Abzweigungen! Ich fahre an diesem Morgen in einem Höllentempo, will diese Strecke so rasch wie möglich hinter mich bringen. Doch ein Tunnel bricht alle Rekorde: er ist komplett unbeleuchtet ... Als ich plötzlich alleine im Tunnel bin, sehe ich absolut überhaupt nichts und muss warten, bis wieder ein Auto daher kommt!
Ich war übrigens beileibe nicht der einzige Radfahrer, der diese abenteuerliche Route gefahren ist.
In Salo decke ich mich mit Verpflegung ein und erhole mich erstmal von den Abenteuern am frühen Morgen. Leider gibt in Salo mein Tachometer den Geist auf und verweigert für den Rest der Tour die Zusammenarbeit. Daher sind alle weiteren Kilometerangaben den Straßenkarten entnommen.
Und nun beginnt eine Art "Orientierungsradfahren". Ich möchte dem (vermuteten) Schwerverkehr Richtung Mailand ausweichen und flüchte mich daher auf kleine Nebenstraßen. Dabei werde ich des öfteren in die Irre geschickt. Über die angeblich nur 175 km laut Straßenkarte kann ich nur laut lachen ...
Als es Abend wird komme ich in die Poebene, die Heimat unzähliger Stechmücken. Hier gibt es weder Campingplätze noch sehe ich irgendwo ein Schild "camere" (Zimmer). Also nächtige ich einfach in einem kleinen Waldstück. Dort muss ich mich in langer Hose und Regenjacke vollständig in meinem Schlafsack verkriechen (trotz der Hitze!), um nicht vollständig von den Stechmücken aufgefressen zu werden!