Der morgendliche Blick aus dem Hotelzimmer.
Ganz entgegen meinen sonstigen Gewohnheiten, entschließe ich mich sehr früh Richtung Flughafen aufzubrechen. Das am Vortag erstandene "Pümpchen" stellt sich als Spielzeug heraus. So muss ich meine Reifen mit meiner vorletzten Luftpatrone wieder aufpumpen.
Bei der Fahrt zum Flughafen stelle ich erneut fest, wie groß Marseille eigentlich ist. Was auch sehr auffällig ist: Durch alle Rinnsäle wird Wasser geschwemmt. Dies wirkt nach einer ziemlichen Verschwendung in einer derartig trockenen Gegend.
In einem kleinen Laden kaufe ich mir noch 2 Pfirsiche, und befestige das Plastiksackerl mit den Früchten vorne am Lenker.
Leider bin ich beim Studium der Straßenkarte, die nicht 100%-ig aktuell zu sein scheint, nicht wirklich klug geworden, welche Nummer denn nun die Straße (nicht die Autobahn!) zum Flughaben hat. Doch zunächst komme ich recht gut voran. Doch als mir die Namen der Orte immer unbekannter vorkommen, schlage ich doch mal auf der Karte nach und stelle fest, dass ich beinahe eine Frankreichrundfahrt begonnen hätte. Doch es dauert nicht lange, und ich bin wieder auf der richtigen Straße.
Dann bei einer Abfahrt passiert, was ich vom ersten Tag an befürchtet hatte: Meine "Ladung" verrutscht. Die beiden Pfirsiche kippen mein Gepäck vornüber, und einer von ihnen wird im Augenblick von meinem Vorderreifen zermalmt. Leicht geschockt, esse ich an Ort und Stelle den zweiten und setze meine Fahrt zum Flughafen fort.
Ich fahre sehr konzentriert, um weder auf einer Autobahn noch auf der falschen Straße zu landen. Da die Straßen aber 4-spurig sind, fahre ich ziemlich flott, um endlich anzukommen, was dann auch problemlos klappt.
Ich bin um 10 Uhr am Flughaben (mein Flug geht um 13:10), um dann festzustellen, dass die Lufthansa erst wieder um 11 den Checkinschalter aufsperrt. Also nutze ich die Zeit, indem ich (vergeblich) versuche, die Pedale meines Fahrrads abzumontieren und (erfolgreich) den Lenker querstelle und das Fahrrad in seinen "Transportsack" stecke. Es stellt sich heraus (das hatte ich daheim nicht ausprobiert), dass das Rad zwar in den Transportsack passt, dann aber nicht mehr gerollt werden kann, da das Plastik des Sacks und der Gummi der Reifen aneinander haften.
Nachdem ich das Fahrrad am Großgepäckschalter erfolgreich aufgegeben habe, kann ich mich endlich im Waschraum säubern und umziehen, und betrete wenige Minuten später, kaum wieder zu erkennen, die Abflughalle.
Die beiden Flüge (der erste nach Frankfurt, der zweite nach Wien) verlaufen völlig ereignislos, und zu meinem großen Erstaunen erwartet mich mein Fahrrad bereits als ich in Wien in der Gepäckhalle ankomme.
Auf den ersten Blick entdecke ich 2 zusätzlich Kratzer, und meine Reifen sind völlig luftleer, und die Kette ist rausgesprungen. Es hätte viel schlimmer kommen können. Beim wieder einlegen der Kette verfärbt sich aber die Farbe meiner Hände in tiefschwarz, und ich verbringe anschließend einige Minuten im Waschraum ...
Nachdem ich mit meiner letzten Patrone beide Reifen einigermaßen aufgepumpt habe, mach ich mich daran, die letzten paar Kilometer in Angriff zu nehmen Und sofort bemerke ich was mir in den letzten eineinhalb Wochen "abgegangen" ist - starken Wind! Erstaunlicher Weise aber in Fahrtrichtung und so bin ich in weniger als 40 Minuten daheim - geschafft!